Museumsarbeit: interdisziplinär, doch nicht immer «sexy»

Museumsarbeit: interdisziplinär, doch nicht immer «sexy»

Am 17. April konnte MUSE.TG mit einem Workshop zur Vermittlung von Expertise für den Museumsbetrieb eine Premiere feiern. Sechs Fachleute gaben Auskunft. Sie bieten Museumsschaffenden künftig ihre Hilfe in verschiedenen Bereichen an.

Museumsarbeit umfasst viele Bereiche. Doch nicht alle liegen den Verantwortlichen der Museen gleichermassen. Um sie in allen Fragen besser zu unterstützen, vermittelt MUSE.TG seit Anfang Jahr Fachleute, die bei spezifischen Anliegen beraten oder konkrete Hilfe anbieten. Dieses Angebot findet sich unter SERVICE auf der Website von MUSE.TG. Der Anlass bot den Aktivmitgliedern des Vereins nun Gelegenheit, die Fachpersonen, die ihre Dienste ehrenamtlich oder gegen Honorar anbieten, persönlich kennenzulernen und direkt mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Im ersten Teil des Abends erhielten die Teilnehmenden Einblick in das angebotene Fachwissen, von der Objektbestimmung bis zur Objektrettung im Schadensfall und vom Betriebskonzept bis zur Ausstellungsgestaltung. Der Museumsallrounder Ruedi Bär vom Saurer Museum machte den Auftakt und ging auf das immer aktuelle Thema Finanzen ein. Seine Erkenntnis aus langjähriger Museumsarbeit: Besser ein Gesuch um grosse Beiträge an Stiftungen und Behörden einreichen, als in aufwendigen Aktionen kleine Beträge zu sammeln. Ruedi Bär bietet Interessierten Hand zum erfolgreichen Gesuchstellen an.

Die Szenografin Eliane Huber – freischaffend als auch für das Saurer und das Naturmuseum tätig – sprach über ihre disziplinübergreifende Arbeit der Ausstellungsgestaltung. Wichtig sei, gleich zu Beginn eines Projekts Grundsatzfragen zu klären. Dazu gehören auch das Budget und die vorhandenen Ressourcen. An Beispielen illustrierte sie, dass es nicht immer eine umfassende Ausstellungerneuerung sein muss. Auch kleine Interventionen können eine grosse Wirkung haben, wie etwa attraktiv gestaltete Textstelen oder ein einladender Eingangsbereich.

Der Kulturwissenschaftler Peter Bretscher dürfte vielen als ehemaliger Leiter des Schaudepots St. Katharinental ein Begriff sein. Er ist Experte für die Alltagskultur zwischen 1500 und 1950. Bei der Bestimmung von Gebrauchsobjekten, Geräten und Maschinen aus Haushalt, Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe gibt er Auskunft und steht für Beurteilungen von ganzen Sammlungen - auch im Zusammenhang mit Deakzession (Entsammelnt) - zur Verfügung.

Mit Melanie Mock gab eine weitere Szenografin Einblick in ihr Angebot. Sie lässt sich für ihre Ideen vom jeweiligen Ort inspirieren, konzipiert, plant und leitet Projekte und setzt dabei auf ein Netzwerk von Kulturschaffenden aus verschiedenen Bereichen. Wie sie am Beispiel des Johann Spyri Museums aufzeigt, setzt sie historische Schauplätze und Objekte in Szene, indem sie sie mit den Möglichkeiten modernster Museumstechnik aufleben lässt.

Bereits von der Fachtagung 2023 her war Daniel Häberli bekannt. Er strich einmal mehr die Bedeutung des Kulturgüterschutzes heraus und wies in seinem Referat auf die Dringlichkeit eines Notfallplans für den Schadensfall hin. Er zeigte auf, wie ein solcher aussehen kann, welche Punkte es zu berücksichtigen gilt und wo im Notfall Hilfe zu holen ist. Als kantonale Kulturgutschützer bietet Daniel Häberli den Museen kostenlose Beratung an.

Hannes Geisser, Leiter des Naturmuseum Thurgau und freischaffender Museumsberater, stellte sich abschliessend einem Thema, das gemeinhin als «nicht gerade sexy» gilt: dem Museumskonzept. Allerdings: Wer eines hat, das zeigten die Ausführungen des Experten, ist für alle Fälle gewappnet. Denn wer seinen Museumsbetrieb von den rechtlichen Grundlagen über Gebäude, Sammlung und Personal bis zum Alleinstellungsmerkmal kennt, der hat eine verlässliche Leitschnur für alle Fragen, die sich aus der Museumsarbeit ergeben. Fazit: Ein Betriebskonzept zu machen ist vielleicht nicht «sexy», eines zu haben aber schon.

Bei einem Apéro, bereitgestellt vom Museumsteam des Schulmuseums, hatten die Anwesenden anschliessend Gelegenheit, mit den Fachpersonen ins Gespräch zu kommen und ihre Fragen im direkten Kontakt zu stellen.

Bildrechte: MUSE.TG

 

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