"Museen, die begeistern"

Anlässlich einer Vereinsversammlung von MUSE.TG  im Schloss Frauenfeld referierte die neue Direktorin des Historischen Museum Thurgau, Noemi Bearth zum Thema Museen, die begeistern.

Zum Ausganspunkt ihrer Ausführungen nahm sie die neue Museumsdefinition von ICOM 2022. Eine Definition, die nicht zwingend begeistert, denn für viele Museen bedeutet sie eine Herausforderung. Sie ergänzt die klassischen Aufgaben eines Museums - Sammeln, Bewahren, Forschen, Auststellen und VErmitteln – durch Inklusion, Partizipation und Nachhaltigkiet. Diese Anforderunen können schnell auch zu Herausforderungen werden. Und Herausforderungen hatten die Museen in den Corona-Jahren einige zu bewältigen. Insbesondere die dadurch ausgelöste Digitalisierung ist bei weitem noch nicht abgeschlossen.

Jenseits von Definitionen und IT-Stand sieht die langjährige Fachfrau vier Faktoren, die aus Sammlungen Museen machen, die begeistern. An erster Stelle steht dabei eine attraktive Ausstellung, die nach wie vor das Hauptkriterium für ein bleibendes Museumserlebnis ist. Namentlich erwähnt Bearth etwa die Ausstellung Fake im Stapferhaus Lenzburg vor einigen Jahren und die letztjährige Ausstellung Queer im Naturmuseum Bern. Beide Ausstellungen konnten mit neuen Konzepten aufwarten und neue Publikumssegmente ansprechen.

Einen weiteren wichtigen Punkt für die Attraktivität eines Museums sieht Bearth in der Vielfalt der Vermittlung. Nebst der klassischen Führung durch eine Fachperson plädiert sie für Abwechslung: Warum nicht einmal eine szenische Intervention, bei der mit darstellenden Künstlerinnen, Schauspielern und Interpreten gearbeitet wird? Sie können dem Publikum ganz neue Perspektiven eröffnen. Auch Workshops und Demonstrationen, wie sie etwa im Ballenberg angeboten werden, schaffen ganz neue Anknüpfungspunkte. Noemi Bearth betont, dass gerade Kinder und Jugendlich das analoge Erlebnis schätzen und in diesem gefördert werden sollten. Und wieso eigentlich nicht die Aufsichtspersonen zu Kommunikationspersonen machen, die mit den Gästen ins Gespräch kommen oder sie animieren, Dinge in der Ausstellung auszuprobieren? Das Museum für Kommunikation in Bern hat bereits Erfahrung damit gemacht.

Kaum ein begeisterndes Museum ohne eine interessante Sammlungsbasis. Und selbst berühmte Sammlungen lassen sich viel einfallen, um ihr weltweites Publikum zu bedienen. So auch das Amsterdamer Rijks-Museum, das zu diesem Zweck ein digitales Format, das Rijks-Studio, geschaffen hat. Hier kann, wer will, seine eigene Online-Sammlung anlegen, sich in Kunstwerke vertiefen, sie liken, sharen und downloaden. Dagegen geht man im Schaudepot St. Katharinental, wo man die Führungen direkt im Sammlungsdepot begeht, den analogen Weg. Von Mensch zu Mensch und mit der Möglichkeit des dreidimensionalen und haptischen Erlebnisses wird die Sammlung hier zum Leben erweckt.

Und schliesslich trägt auch der ganze Betrieb dazu bei, dass ein Museumsbesuch bei den Gästen in guter Erinnerung bleibt. Wie wird man empfangen? Gibt es einen Austausch zwischen Personal und Besucherinnen? Funktioniert die Ausstellung, kann sich der Gast orientieren? Wie steht es mit dem Zugang für Menschen mit Handicap? Gibt es einen Shop oder ein Museumskaffee? Gerade für kleine Museen sind das herausfordernde Fragen.

Noemi Bearth schlägt eine intensivere Zusammenarbeiten zwischen den Museen vor. Nicht "nur" Events gemeinsam organisieren, sonden Stellen schaffen um beispielsweise Vermittlungs- oder Ausstellungskonzepte zu erarbeiten. Beim Erarbeiten eines Thema sind zudem Partnerschaften mit Schulen oder Hochschulen denkbar oder eine Zusammenarbeit mit der Bevölkerung. Und schliesslich, so Noemi Bearth, könne es sich lohnen, einfach einmal mutig etwas auszuprobieren.

 

Bild: Historisches Museum Thurgau

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