MUSE.TG zu Gast im Schloss Altenklingen

MUSE.TG zu Gast im Schloss Altenklingen

Am frühen Nachmittag des 26. August hatten rund 30 Gäste aus den Reihen der Mitglieder von MUSE.TG sowie weitere Interessierte Gelegenheit, das in Privatbesitz befindliche Schloss bei Märstetten zu besuchen.

Organisiert hatte diese Führung Vorstandsmitglied Uschy Stutz. Sie begrüssten die Anwesenden vor der Schlossanlage mit einigen Informationen zum Schloss und mit einer lange ungelösten Frage. Über das Schloss oder besser die Schlösser „Klingen“ gibt es viel zu erzählen. Im nahen Wald liegt die Ruine Altenburg, von der man weiss, dass sie die um das Jahr 900 bewohnt war. Heute geht man davon aus, dass diese Burg aufgegeben wurde, weil der Geländesporn auf dem sie stand ins Tobel abzustürzen drohte. Zeugnisse für einen weiteren Bau, Burg Klingen, wurde lange gesucht. Man wusste von ihrer Existenz. Aber wo hatte sie sich befunden?

Dieses Rätsel konnte Iris Hutter, vom archäologischen Amt in Frauenfeld, in ihrer Doktorarbeit zu Schloss Altenklingen lüften. Sie fand im Keller des heutigen Schlosses Bauteile des gesuchten Bauwerks. Man vermutet, dass die Mitglieder des Adelsgeschlechts derer von Klingen um das Jahr 1200 von ihrem ursprünglichen Sitz in die Burg Klingen zogen. Die von Klingen starben 1395 aus. In der Folge wechselte die Burg mehrmals ihre Besitzer.

1585 kaufte dann der St. Galler Stadtrichter, Ratsherrn und Seckelmeister Leonhard Zollikofer (1529–1587) das Schloss zum Preis von 25.633 Gulden. Der neue Schlossherr liess die alte Anlage abreissen und ein neues Schloss erstellen. Die beiden Ehen von Leonhard Zollikofer blieben kinderlos. Deshalb stiftete er 1586 das Schloss und die Gerichtsherrschaft Altenklingen als Fideikommiss für die vier Söhne seines verstorbenen ältesten Bruders Laurenz und die sechs Söhne seines zweiten Bruders Georg.

Die durch den Adelstand anerkannte Herrschaft Altenklingen blieb über Jahrhunderte erhalten. Erst 1798, mit der Befreiung des Thurgaus, löste sie sich auf. Da der von Leonhard Zollikofer mit seinen Neffen begründete Fideikommiss Schloss Altenklingen weiter bestand, ist das Schlossgut bis heute (Stand 2024) im Besitz der Familie Zollikofer von Altenklingen, verwaltet von einem Familienrat.

Mit diesen geschichtlichen Vorkenntnissen folgten die Besuchenden der Organisatorin über die Brücke, durch die grosse hölzerne Eingangstüre in den Innenhof des Schlosses. Dort empfing und begrüsste der heutige Familienratsvorsitzende und Schlossherr Dr. Christoph Zollikofer und Schlossherrin Marie-Hélène Kesselring-Zollikofer die Gäste. Anschliessend umriss Frau Kesselring-Zollikofer die Schloss- und Familiengeschichte bildhaft und mit grossem Wissen um die historischen Verbindungen aller Schlossbesitzer.

In zwei Gruppen aufgeteilt und unter fachkundiger Führung der beiden Familienmitglieder der Besitzerfamilie konnten anschliessend die Räume des grossen Schlosses besichtigt werden. Beeindruckend die Zimmer, die Einrichtungen und die stilvollen Details der Möbel, Bilder, Kachelöfen und Gebrauchsgegenstände. Und immer wieder die dazugehörigen Anekdoten, die die Dinge zum Leben erweckten.

Nach zwei spannenden Stunden versammelten sich Gäste und Gastgeber wieder im sonnigen Innenhof. Uschy Stutz bedankte sich im Namen aller Teilnehmenden herzlichst für diese besondere Führung und Einsicht in eine reiche Familiengeschichte an diesem ausserordentlichen Ort Mitten im Thurgau.

Text: Dorena Raggenbass
Bild: Frauke Dammert

*Uschy Stutz hat diesen Besuch im Schloss Altenklingen und die aussergewöhnliche Führung ermöglicht und organisiert. Sie ist langjähriges Vorstandsmitglied im Verein MUSE.TG.

 

 

 

 

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