Fachtagung in Romanshorn

Fachtagung in Romanshorn

Ernstfall, Notfall - Vorsorge!

Es waren schlimme Bilder, mit denen Betty Sonnberger von MUSE.TG am letzten Samstag die Fachtagung zum Thema Ernstfall, Notfall – Vorsorge! eröffnete. Sie zeigten den wasserunterspülten Ponte Vecchio in Florenz im Jahr 1966. Der Wasserstand des Arno erreichte damals innert Tagesfrist den höchsten je gemessenen und verwandelte die Stadt in ein Katastrophengebiet. Nebst zahlreichen Todesopfern verursachte die Flut Kunstschäden in nicht zu beziffernder Höhe. Allein in Nationalbibliothek und Uffizien beschädigte oder vernichtete «eine ölige Lauge», so der Spiegel (am 4.12.1966), 60’000 Bücher und 1300 Gemälde. Bis auf zwei Berufskategorien war man in Florenz offenbar nicht auf ein derartiges Unglück vorbereitet. Nur die Gefängnisdirektoren der Stadt und die Goldschmiede des Ponte Vecchio hatten einen Notfallplan: Ihnen gelang es rechtzeitig, ihre Anbefohlenen sicher zu verwahren bzw. ihre Schätze in Sicherheit zu bringen.

Dass der Kulturgüterschutz nichts an Aktualität eingebüsst hat, dafür stehen die aktuellen Kriegsereignisse in der Ukraine oder die Unwetter in Italien. So betonten die Referierenden des Anlasses, Daniel Häberli von der Fachstelle für Kulturgüterschutz der Denkmalpflege TG und Elke Mürau vom Schweizer Nationalmuseum, denn auch übereinstimmend: Es lohnt sich, rechtzeitig zu bedenken, welchen Gefahren das eigene Museumsgut ausgesetzt sein könnte und wie es zu schützen wäre.

Die Museumsschaffenden erhielten Auskunft über Gegenstand und Inhalt von Kulturgüterschutz, über seine Ursprünge im Hagener Abkommen von 1954 und über Kategorisierung von Kulturgut. Daniel Häberli als leitender Kulturgutschützer des Kantons klärte sodann über die Strukturen der Zusammenarbeit von Experten und Fachleuten des Zivilschutzes auf. Ergänzt wurden seine Ausführungen von Elke Mürau, die auf den Ablauf der Notfallplanung im Nationalmuseum einging und Beispiele von Schadensfällen am SNM erläuterte. Wie ein Notfallplan aussehen kann, ist abhängig von jedem einzelnen Museum. Daniel Häberli empfahl, sich als Museums-Team bei einem Kaffee zusammenzusetzen und sich gewisse Fragen zu stellen, etwa: Ist schon mal etwas passiert? Wo könnte etwas passieren? Welche Objekte müssten als erstes geschützt werden? Und er betonte: «Es ist besser, erst mal einen kleinen Notfallplan zu haben, als gar keinen.»

Nach den Vorträgen hatten die Anwesenden Gelegenheit, sich beim Stehlunch auszutauschen und sich danach entweder einer Führung durch die Ausstellung oder zu den Kulturgütern des Hafens und des Schlossbergs anzuschliessen.

 

Bildlegende: Daniel Häberli, Fachstelle für Kulturgüterschutz
Bildquelle: Heier Lang

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